Quelle:

Text: Kurt Ernst, Manuskript: StadtA BB, A03, A2218-2015/049, Veröffentlicht: im „Blickpunkt“ am 25. April 2003.
Die dargestellten Beiträge Dritter dienen der Erleichterung einer weiteren Recherche. Wir empfehlen die Sachverhalte, insbesondere Datumsangaben und Namen immer zu überprüfen.

Bevensen hatte einmal eine Molkerei

Milch und Milchprodukte sind wichtige Ernährungsgrundlagen. Auch die Bevenser, ob klein oder groß, waren an Milch gewöhnt, ebenso an Milchprodukte, nicht nur von der Frischmilch von den einheimischen Bauern. Frischmilch gab es auch reichlich bei den umliegenden Bauernhöfen. Aber das genügte nicht. Darum gründeten die Milchproduzenten am 12.06.1892 eine Molkereigenossenschaft.

33 Genossen gründeten im Krummen Arm 29 die Molkerei

Für die Molkerei wurde ein Gebäude errichtet, das allen damaligen Anforderungen entsprach. Im Gebäude wurde ein Riesenheizkessel mit Kohlenheizung errichtet. Die damaligen Genossen waren sehr unternehmend und mutig. Sie bekamen von 41 Ortschaften die Milch angeliefert.

Der erste Geschäftsführer, Herr W. Müller, war nur für 2 Jahre tätig. Von 1895 – 1904 war Herr Hardt der Verwalter, der auch das notwendige Labor einrichtete. Von Anfang an legte man sehr großen Wert darauf, modern eingerichtet zu sein, damit der Betrieb nicht von Molkereien anderer Städte gefährdet wurde. 1903 wurde mit allen Genossen im Hotel Achilles (später Schulz) eine Generalversammlung durchgeführt, um die weitere Marschrichtung der Modernisierung abzuklären. Gleichzeitig wurden auch die Produktionsaufgaben abgeklärt betr. der Milchprodukte, wie auch die Butterei in damals modernen Holzgefaßen. 1910 entsprach die Produktion voll den damaligen Vorschriften und Vorstellungen. Auch die notwendige Werbung wurde erfolgreich durchgeführt. Der für den Brückenbau am Gummiweg über die Ilmenau bekannte Bauherr Stieger war um 1920 auch für die Molkerei tätig. Von 1901 – 1925 war der manchem noch in Erinnerung lebende Herr Kleindienst mit großem Erfolg tätig.

Nach dem Krieg gab er für Kinder von Minderbemittelten verbilligte Milch ab. Ab 03.12.1921 wurden dafür Milchkarten ausgegeben. Diese Milch mußte persönlich in der Molkerei abgeholt werden. Er hatte es geschafft, täglich 12.618 kg Vollmilch und gleichzeitig die Molke für die Schweinefütterung zu produzieren. „Milch-Schulz“, der Nachbar der Molkerei, fuhr mit seinem Wagen die Milch in der Stadt aus. Dessen Sohn setzte diese Arbeit noch lange fort, was so manchem Bevenser noch in guter Erinnerung ist. Durch die erweiterten Produktionsansprüche mußte die Molkerei ständig erweitert und modernisiert werden. Neben dem Hauptgebäude wurden 1939 auch Nebengebäude erstellt, in dem das Labor und die Werkstatt untergebracht waren, aber auch Garagen für eigene Fahrzeuge und 2 Wohnungen für Beschäftigte der Molkerei. Der Aufschwung hielt an, so daß es auch nach dem letzten Krieg keinen Mangel an produktiver Arbeit gab.

Mitarbeiter der Molkerei Bevensen

Am 13.04.1945 gegen I6.00 Uhr übernahmen die Engländer die Molkerei, wie so viele andere Gebäude in Bevensen. Verwalter blieb der seit 1929 tätige Herr Freyer, der 1951 aus Altersgründen diesen Posten aufgab. Die Konkurrenz aus den benachbarten Städten , deren Molkereien neuzeitlicher aufgebaut und eingerichtet waren, erschwerten der hiesigen Molkerei den Geschäftsbetrieb.

Molkerei Bevensen

Innenaufnahme der Molkerei

Deshalb blieb dem damaligen Verwalter Herr Fricke nichts anderes übrig, als nach 75 Jahren am 22.06.1967 den Betrieb der Molkerei zu beenden. Das Gebäude stand zunächst leer. Fleischer Hencke benutzte dieses Gebäude für ca. 3 Jahre als Schlachterei und zum Verkauf seiner Erzeugnisse. Aber der Verkauf des Geländes konnte nicht verhindert werden. Die Gebäude wurden abgerissen, so daß nun auf dem Gelände Wohnhäuser mit Grünanlagen entstehen konnten.

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