Der Zauber alter Tage liegt manchmal im Verborgenen und offenbart sich häufig erst bei genauerer Betrachtung. So auch bei der alten Bevenser Jugendkultur, die leider nach und nach einschlief und womöglich auch ein Stück weit dem Kurbetrieb zum Opfer fiel!? Wie viele noch heute bestehende Beziehungen begannen wohl zu den Klängen der JuMed Band, der wohl bekanntesten Band im Raum Uelzen & Lüneburg aus den 70ern? Dazu könnte man natürlich nur Vermutungen anstellen. In jedem Fall haben die Musiker mit ihren Liedern – anfangs witzige Parodien bekannter Titel, gemischt mit Folk-Songs und Rock´n´Roll – eine Generation begeistert und bereichert.
Im Stadtarchiv gab es bis vor kurzem kein Material zu dieser Band und ihrer bewegten Zeit. Um diese Lücke zu schließen, haben wir einen Aufruf auf unserer Webseite gestartet. Thomas Abbe-von Dühren, ehemals Mitglied der „JuMed Band“ und auch heute noch mit seiner Band „Sundown Skifflers“ ein erfolgreicher Musiker, folgte dem Ruf als Erster und stellte uns bereits umfangreiches Material zur Verfügung.
In der uns übergebenden digitalen Sammlung befanden sich nicht nur zahlreiche Fotos, sondern auch Plakate und Zeitungsartikel von den Anfängen bis in die jüngere Vergangenheit. Einige dieser Zeitdokumente finden sich auch in diesem Bericht wieder. Wenn Sie sich an die Band und an damit verbundene Erlebnisse erinnern, teilen Sie diese bitte mit uns. Die Kommentarfunktion finden Sie am Ende dieses Artikels.
Aber wie begann nun eigentlich die Geschichte dieser Band? Hartmut Wingert und Burghardt Jäkel, beide Mitglieder der Jugendgruppe Medingen, taten sich im Herbst 1972 zusammen um Musik zu machen. Am 28. April traten die beiden, in der Pausenhalle der Mittelpunktschule I, dass erste Mal vor ein Publikum. Auf den ausgehängten Plakaten wurden sie als „JuMed-Fetz-Band“ angepriesen. Die vom MTV Bevensen organisierte Veranstaltung sollte jungen Menschen aus dem Raum Bevensen die Möglichkeit bieten, sich zu treffen, Musik zu hören und zu tanzen. Das Bedürfnis der Jugend nach derlei Freizeitgestaltung hatte auch die Stadt Bevensen erkannt und dafür die oben genannte Pausenhalle zur Verfügung gestellt.
Die personelle Erweiterung durch Thomas Abbe, Benno Hencke und Matthias Engellien – allesamt Mitglieder der Jugendgruppe Medingen – ließen das Ganze zu einer richtigen Band werden, deren Bekanntheitsgrad schnell nach oben schnellte.
Nach dem Auftritt anlässlich des Osterfestes 1974 schrieb die Allgemeine Zeitung: „Zwar war der Abend recht kühl – doch zehn Meter hohe Flammen, der Schnaps und die heiße Wurst ließen die Kälte gänzlich vergessen. Ein übriges tat die weit über den Kreis Uelzen hinaus bekannte JuMed-Band […] Sie heizte die Besucher auf ihre Weise mit Stimmungs- und Wanderliedern ein.“
Erstmals in der langen Tradition des Bevenser Schützenfestes begannen die Feierlichkeiten im Jahr 1974 mit einer Jugend-Tanzparty. Neben der „Frederic Rooter´s Jazz Band“ sorgte natürlich auch die „JuMed Band“ im Saal der DIANA-Klinik für Stimmung. Begeistert berichtet die regionale Presse über die Veranstaltung: „[…] durch die Musik der JuMed Band von den Stühlen gerissen, tanzten die jungen Leute schließlich – mit Schwung und Energie – den ganzen Abend“.
Zeitungsartikel vom 1.Juni 1974
Ihren ganz eigenen Stil bekam die Band durch den Pianisten „Lou Karpa“, der Ende 1974 der Band beitrat. Alsbald eroberte die „JuMed Band“ mit ihrem fröhlichen Siffle-Rock die Herzen ihrer Fans.
Am 8.März 1975 spielt die JuMed Band auf dem Flohmarkt in Bienenbüttel
Nachdem die Band bereits 1974 beim Freiluftfestival im Rosenbad als Vorband von „Leinemann“ erfolgreich zum Einsatz kam, heizten sie auch im Folgejahr den Besuchern ein – diesmal als Vorband von „Truck Stop“. Die Allgemeine Zeitung berichtete anschließend:
„Neben bekannten Stücken, wie „Jack o´Diamond“ und „Chewing Gum“, waren mehrere Eigenkompositionen zu hören. Beim „Banjo Rock“ fand Bandleader Hartmut Wingert Gelegenheit, sein Können am Banjo unter Beweis zu stellen. […] Beim „Gamblin´Man“ stimmte das Publikum ein und es begann sich die für eine Freiluftveranstaltung so wichtige Atmosphäre zu verbreiten.“
Im Norddeutschen Rundfunk waren sie bei mehreren Sendungen dabei, so beim „Abend für junge Hörer“ in der DIANA und „Treffpunkt“.
Viele weitere Auftritte auf Flohmärkten, Festivals, Feten und in Diskotheken machten die Gruppe weiter bekannt. Dazu zählte auch der regelmäßig im „Stone“ stattfindende Jazz-Frühschoppen. Auch am 4. Oktober 1975 konnte die Band in der Musikkneipe „Stone“ begeistern. Dort fand eine stimmungsgeladene Western-Fete statt, in deren Verlauf der Stone-Sheriff gewählt wurde. Voraussetzung war die Entrichtung des Eintrittspreises von 2,50 DM sowie eine angemessene Cowboy-Bekleidung.
Über den Sechsten Jazz-Frühschoppen in Bevensen, bei dem diesmal keine Jazzband spielte sondern die JuMed Band, berichtete die Allgemeine Zeitung am 9. Dezember 1975 wie folgt: „[…] Viele Bevenser Musikfreunde hatten zunächst etwas mit der Nase gerümpft, als sie auf der Ankündigung den Namen der Band lasen. „Schon wieder die JuMed Band!“ war in vieler Munde, nicht ganz unberechtigt, denn die „Ju-Med-Band“ ist in diesem Jahr sehr häufig in Bevensen aufgetreten. Und dann kam die Überraschung: Die Bevenser Musikszene erlebte am Sonntagmorgen eine völlig frische und fast schon wieder spontane Gruppe, die Stimmung zu der sie verhalf, war wirklich echt. Kein alter Gag, kein Profigehabe, sondern wirklicher Spaß am Musikmachen. […]“
1976 gewannen die sechs Musiker beim Nordlandfestival in Lüneburg.
Sie sind auf der Live-LP des Festivals und auf einer Single zu hören.
Veranstaltungsplakat für das Kleinstadtfest am 4. Juni 1976 in Bevensen
Von Juni 1976 bis Ende 1977 übernahm Jürgen Poersch den Bass für Benno Hencke, der aus beruflichen Gründen eine Pause einlegen musste. Auf dem obigen Foto spielt die Band in neuer Besetzung, anlässlich der Neueröffnung des Modegeschäfts KRÖGER.
1976 – Neueröffnung des Modegeschäfts KRÖGER – am Bass Jürgen Poersch
Auch 1977 war die Band sehr aktiv und spielte u.a. bei der Eröffnung des Jugendzentrums in Bienenbüttel, auf dem Stadtfest in Lüneburg und im Jugendfreizeitheim Bleckede. Die Zeitung kündigte letztgenanntes Ereignis wie folgt an: „Diese Band, als „unerhörte Wucht“ bekannt, verspricht den Bleckeder Jugendlichen einen Superabend und geht mit ihrer Musik dem müdeste Penner unter die Haut.“
Auf dem Stadtfest 1978 gab die JuMed Band ihr Abschiedskonzert. Die Beifallsstürme des Publikums erzwangen zahlreiche Zugaben, in dessen Verlauf die Bandmitglieder auf den Schultern ihrer Fans aus dem Zelt getragen wurden. Aber es sollte kein Abschied auf Dauer sein. Bereits im Folgejahr, auch wenn es kaum jemand für möglich hielt, standen die Musiker wieder während des Bevenser Stadtfestes auf der Bühne – in vollständiger Besetzung. Das es zu dieser Attraktion kam, war in erster Linie ein Erfolg des Veranstalters und der Fans, die diesen Auftritt einforderten und die Band damit ermutigte weiterzumachen. Beim Medinger Dorffest 1980, anlässlich des zehnten Geburtstages der Jugendgruppe Medingen, spielte die beliebte Band ebenso auf.
Im Jahr 2002, also nach 22 Jahren Pause, liest man dann erstmals wieder von einem Auftritt der JuMed Band: „Wo einst der Schlussakkord erklang, sollen nun auch wieder die ersten Takte angeschlagen werden: auf dem Bevenser Stadtfest. Parallel zu diesem Jubiläumsakkord wollen sich alle ehemaligen JuMed-Mitglieder in Bad Bevensen treffen. Und sie alle werden sicher nach einem alten Motto feiern: „The JuMed-Band ist Skiffle playing here!“
Gemeinsamer Auftritt in Originalbesetzung + Jürgen Poersch im Jahr 2002
Die Bevenser Nachrichten berichteten über die gelungene Veranstaltung: „Das dicht gedrängte Publikum auf dem Bad Bevenser Kirchplatz jedenfalls sparte nicht mit dem Applaus, etliche ehemalige Bevenser waren eigens angereist, um die Medinger Bad-Legende nach fast 25 Jahren wieder einmal zu hören. Und wer in Erinnerungen schwelgen wollte, hatte die Möglichkeit, aus einer limitierten Auflage von 50 Stück einen Konzert-Mitschnitt von 1975 auf CD zu erwerben, der während eines Auftritts der Band in der damaligen Diskothek „Stone“ aufgenommen wurde. Aus Sicht vieler Zuhörer betrachtet war dieser Auftritt einer der Höhepunkte des diesjährigen Stadtfestes.“
Dies war der letzte öffentliche Auftritt der JuMed Band seit 2002. Die Bandmitglieder treffen sich zwischendurch nur zu ihren runden Geburtstagen.
Hier endet unsere kleine Zeitreise. Die vorliegende Zusammenfassung sollte die Entwicklung einer Band aufzeigen, die eine ganze Generation geprägt hatte.
Ganz sicher gibt es noch vieles mehr zu berichten. Weitere Unterlagen werden daher dankbar entgegengenommen! Hinterlassen Sie Ihre Erinnerungen mittels der Kommentarfunktion!
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!