Quelle:

Text: Kurt Ernst, Manuskript: StadtA BB, A03, A2218-2015/049, Veröffentlicht: im „Blickpunkt“ am 20. Juni 2003.

Die dargestellten Beiträge Dritter dienen der Erleichterung einer weiteren Recherche. Wir empfehlen die Sachverhalte, insbesondere Datumsangaben und Namen immer zu überprüfen.

Das Eisenwarengeschäft Cohrs: Ein besonderer Laden in der Brückenstraße

Die Brückenstraße war geschäftlich immer interessant, da sie eine wichtige Ausfallstraße vom Stadtzentrum in die nähere Umgebung war. Darum kaufte 1891 Wilhelm Cohrs, von Frau Schlobohm, das Haus Nr. 2, später Brückenstraße 5.

Der Kaufmann Cohrs aus dem Kreis Harburg war mit 26 Jahren ein erfahrener Kaufmann. Er gestaltete das Haus um mit einem ebenerdigen großen Laden und Lager. Der großflächige Keller wurde ebenfalls zu einem Warenlager umgestaltet, so daß er seinen großen Warenbestand für alle Fälle unterbringen konnte. Er soll sogar eine Zeit lang Lebensmittel geführt haben. Er hatte alles was in Bevensen und Umgebung gebraucht wurde.

Im Jahr des Hauskaufes heiratete er. Neben der Arbeit für das Geschäft hatte er auch Zeit für seine Familie. Er hatte 4 Kinder. Eine Tochter war als Putzmacherin tätig und wohnte später in der Uhlestraße. Auch sein Interesse für Bevensen war groß. So wurde er auch Mitglied in der Alten Kompanie der Schützengilde und wurde 1911 König: „Der Aktive Wilhelm“. Er starb 1923. Sein Nachfolger wurde der 1900 geborene Sohn Wilhelm.

Dieser Sohn heiratete eine Frau aus Innsbruck im Hildesheimer Dom und trat zum katholische Glauben über. Auch sein Warenangebot war sehr vielfältig; er verkaufte alles was für Haus und Hof nötig war: alle möglichen Eisenwaren von der Hacke bis zum Ofen, von der Schüssel bis zum Kessel, Holzwaren, Quirle, Eßbestecke. Bei Bedarf verkaufte er auch einzelne Nägel und Holzschrauben. Porzellan in modischen Mustern als ganze Service oder auch Einzelstücke, Gläser, Vasen sogar Gartenstühle gehörten ebenso zu seinem umfangreichen Angebot, kurz alles was man für Haus und Hof benötigte.

Im Privaten war er sehr gesundheitsbewußt. Seine beiden Söhne und seine Frau durften nicht in der Badeanstalt baden. Sie mußten dafür zum Osterbeck vor der Stadt, denn da war die Ilmenau durch evtl. Abwässer von der Stadt noch nicht verschmutzt. Er war auch sehr um die Sicherheit seiner beiden Söhne besorgt. So durften sie nie mit geeigneten Booten auf der Ilmenau fahren aber zusammen mit Peeks-Kindern aus der Wasserstraße durften sie fahren. Wilhelm Cohrs war nicht nur im Laden sondern auch im Keller im Lager tätig. So konnte es passieren, daß er zum Bedienen eines Kunden stufenweise hinter dem Tresen auftauchte, was sehr putzig aussah. Er trank auch gern eine Tasse guten Kaffee, wenn seine Frau mit den Kindern zum Einkaufen unterwegs war. Er war immer sehr aktiv.

So aktiv wie er war, war auch seine Schwester Agnes. Bekannt wurde sie durch ihre Pellerine. Diese Schwester holte sich gern ihre Lebensmittel vom Erzeuger in den Dörfern, da die Waren dort frischer und billiger waren als in Bevensen. Des Öfteren wurde sie auf ihren Wegen in Römstedt, Gollern usw. von Bevenser Autofahrer getroffen, die ihr anboten, sie nach Hause zu fahren, was sie aber fast immer ablehnte. Sie ging lieber zu Fuß.

Eisenwarengeschäft Wilhelm Cohrs

„Eisen-Cohrs“ wie ihn die Bevenser nannten, baute auch eine Tankstelle vor dem Laden. Er ging schließlich auch mit der Zeit und verkaufte auch Benzin.

Leider trat für das Geschäft mit dem Haus eine unerwartete Wende ein, denn 1973 vernichtete ein Feuer alles. Trotz Großeinsatz der Feuerwehr konnte nichts gerettet werden, da sich das Feuer sehr schnell ausbreitete. Die noch geretteten Restwaren konnten noch verkauft werden. Nach einigen Jahren entstand ein Neubau im gleichen Fachwerk-Stil, jedoch statt eines großen, langen Ladens sind jetzt mehrere kleinere Läden vorhanden.

Eisenwarengeschäft Wilhelm Cohrs in der Brückenstraße nach 1973

Das Haus nach dem Brand 1973

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