Unmittelbar nach der Machtergreifung durch die NSDAP wurde die National-sozialistische Volkswohlfahrt (NSV) als Organisation innerhalb der Partei am 3. Mai 1933 gegründet.
Die Organisationsstruktur der als Verein eingetragenen Staatsorganisation glich dem Aufbau der NSDAP, so auch in Bevensen, wo ein Ortsverein gegründet wurde, der sogleich aktiv wurde und die Führung im Bereich der Kinderbetreuung übernahm. Im Dezember 1943 erhielt der Pächter der Gastwirtschaft und des Hotels „Reichshof“, Friedrich Görs vom Landrat die Mitteilung, dass sämtliche Hotel- und Schankräume, alle Hotelzimmer sowie sämtliches Inventar beschlagnahmt wurden. Als Rechtsgrundlage diente das seit 1939 existierende Reichsleistungsgesetz. Die Beschlagnahme des ganzen Komplexes in der Adolf Hitler Str. 14 (später Lüneburger Straße) erfolgte für Zwecke des Amtes für Volkswohlfahrt. Damit war der Pachtvertrag beendet. Die Gauleitung der NSDAP Osthannover verfügte im März 1944 die Zahlung einer Entschädigung für den Gastwirt Görs und an den Verpächter Bartling. Dabei wurden der jährliche Mietpreis und die Umsätze des Jahres berücksichtigt.
Im November 1944 schloss die NS-Volkswohlfahrt e.V., vertreten durch den Hauptamtsleiter in Berlin, mit Wilhelm Bartling, Horst Wessel Straße 3 (später Kirchenstraße) einen Mietvertrag ab.
Als Mietgrund im §1 heißt es u.a., dass die Mietung zum Zwecke der Benutzung als Kriegs-Mutter- und Kinderheim erfolgt. Der Vertrag begann mit dem 1. Januar 1944 und war für die Dauer des Krieges angelegt. Als Mieter firmierte der Gaukassenverwalter Parteigenosse Röger. Als monatlicher Mietzins wurden 350 RM festgelegt.
Für die anfängliche Nutzung einiger Räume als Tageskindergarten, getragen und verwaltet durch die Stadt Bevensen gibt es nur einige Hinweise im Schriftwechsel der Stadtverwaltung nach Kriegsende. Die AZ berichtet von einem groß angelegten Kinderfest im NSV-Kindergarten mit dem damaligen Ortsgruppenleiter der NSV. Nach Angaben der Leiterin der Institution betrugen die Personalkosten monatlich 1.750,- RM, die Verpflegungskosten waren mit ca. 10.200,- RM. Mit allen sonstigen Kosten betrugen die Einnahmen und Ausgaben ca. 37.000,- RM. Ein halbes Jahr nach Kriegsende hatte die Heimleiterin Elisabeth Winter einen neuen Voranschlag für das Säuglingsheim und den Kindergarten im „Reichshof„ aufgestellt. Im September 1946 gab es einige Unklarheiten zwischen Landratsamt Oldenstadt (Uelzen) und der Bevenser Stadtverwaltung. In einem Schreiben an das Landratsamt heißt es wörtlich:
„Es handelt sich um eine vertragliche Abmachung zwischen Kreis und Stadt, die seinerzeit auf der einen Seite vom Leiter des Kreiswohlfahrtsamtes Herrn Freese und Fräulein Harder und von der Stadt durch Bürgermeister Möller abgeschlossen wurde. Die Stadt hat mit dem Säuglingsheim nichts zu tun, es sind auch nicht Säuglinge aus der Stadt sondern aus dem Kreise. Die Stadt erhält nur den Kindergarten.“
Die Stadt will sich aus finanziellen Gründen von der Einrichtung trennen. Als Rechtsnachfolger ist das DRK vorgesehen. Aus diesem Grunde wurde vorsorglich dem Arbeitsamt Uelzen mitgeteilt, dass entsprechende Kündigungen des Personals erforderlich sind. Aus buchungstechnischen Gründen wurde die interne Wirtschaftsführung im Säuglingsheim 1946 abgewickelt. Die Stadtkasse übernahm die Wirtschaftsführung. Ebenso ging das Inventar der NSV auf die Stadt über. Ein anderes Problem bestand in der weiteren Betreuung der ca. 50 Kinder aus Bevensen im „Reichsbund-Kindergarten“.
Die Stadt fragte in einem Schreiben vom 3. Januar 1947 bei einer Frau Wobeser im DRK-Kinderheim Am Britzenberg nach einer möglichen Übernahme von Kindern, überwiegend Säuglinge und Kleinstkinder durch das DRK an. Vom 1. Juli 1947 übernahm der DRK-Kreisverband Uelzen mit allen Rechten und Pflichten das bisher von der Stadt verwaltete „Säuglingsheim Reichshof“.
Zwischenzeitlich war es der Stadt gelungen, die evangelische Kirchengemeinde zu bewegen, den Kindergarten zu übernehmen. Am 27. Mai 1947 wurde ein entsprechender Vertrag mit dem Kirchenvorstand geschlossen. Das hieß, dass auch das Kindergartenpersonal übernommen und nach tariflichen Sätzen bezahlt werden sollte. Zu dieser Zeit waren Martin Stünkel Pastor in Bevensen und Kurt Pausch Stadtdirektor. Die Kirche hatte zuvor mitgeteilt, dass im Gemeindehaus drei Räume zur Verfügung gestellt werden. Das so genannte Vollheim (Säuglingsheim Reichsbund) wurde dann noch einige Jahre in der Lüneburger Straße weitergeführt bis im Sommer 1950 ein Neubau in der Dahlenburger Straße seitens des DRK Kreisverbandes ins Auge gefasst wurde. Die Realisierung erfolgte in den Jahren 1950/51 dort, wo sich jetzt das Hotel „Fährhaus“ befindet. Das DRK-Säuglingsheim war in und für Bevensen im Rahmen der Erweiterung Bevensens als Gesundheitszentrum ein wichtiger Aktivposten.
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