Auch das Haus Bahnhofstraße 5 hat durch seine Besitzer und deren Berufe eine eigene Geschichte
1814 wurde das Haus Nr. 31 in der späteren Bahnhofstrasse 5 durch den Schuster Harney (Harneit) erbaut. Er war bis 1839 dort tätig. Danach erwarb der Lederverarbeiter und Gürtlermeister Schlegel für kurze Zeit das Haus, das aber schon 1849 den Besitzer wechselte.
So wechselten des öfteren die Besitzer. 1874 erwarb der Schlosser Meyer das Haus, der sich nur wenige Jahre danach das Leben nahm. Seine Frau aber überlebte ihn 26 Jahre. Ihr Erbe, Wilhelm Meyer , heiratete 1885. 1912 kam der Malermeister Carl Linde durch Heirat der Erbin in den Besitz des Hauses, der in Bevensen noch eine sehr traurige Rolle spielte, da sein Lebensende sehr tragisch war und bis heute noch nicht vergessen ist. Es war durch ein besonderes Ereignis in Bevensen gekennzeichnet. Sein Sohn, geboren 1907, wurde auch Malermeister und wohnte im Krummen Arm. Da sein Vater Carl Linde sehr kinderlieb war, ging er mit den Kindern des Nachbarn Nettelmann von gegenüber oft auf die Strasse. So auch am 17. April 1945 als die Engländer in Bevensen über die Bahnhofstrasse einrückten und diese unter Beschuss nahmen. Dabei wurden er und die beiden Kinder tödlich getroffen. – Seine Frau – genannt Minchen – lebte weiter in diesem Haus. Sie war im ganzen Ort als die „Kaffeetante“ bekannt. Der Kaffeemangel während und nach dem Krieg machte ihr sehr zu schaffen. Aber all die erlebten Probleme endeten 1946 mit ihrem Tode. Ihr Sohn betrieb bis 1956 noch die kleine Malerei in der Bahnhofstrasse, aber dann benötigte er mehr Platz für seinen Betrieb und zog in den Krummen Arm um.
Willy Stasch erstand 1956 dieses Haus in der Bahnhofstrasse und richtete dort ein Textilwaren-Geschäft ein, in dem er vorwiegend Damenbekleidung anbot. Willy Stasch war als Textilfachmann in Bevensen bekannt, da er nach dem Krieg von einem Stand bei der Schwanendrogerie Kurzwaren verkaufte. Nur wenig später mietete er einen Laden für seine Textilien, insbesondere Herrenbekleidung, in der Lüneburger Strasse 21, in dem zuvor Textil-Schulze seine Waren anbot.
Textilladen von Theodor Schulze in der Lüneburger Straße. Die Aufnahme entstand im Jahr 1896
Beide Geschäfte liefen gut, so dass Verkäuferinnen eingestellt werden konnten. Leider musste er das Geschäft in der Lüneburger Strasse aufgeben, da der ganze Gebäudekomplex bis zum Hagen total neu aufgebaut wurde, es entstand dort ein umfangreicher Gebäudekomplex mit einer Ladenpassage. – Das Haus in der Bahnhofstrasse mit Geschäft wurde modernisiert, und dort wurden nunmehr neben den Textilien für Damen auch Textilien für Herren angeboten. Leider sind z.Zt. im Angebot keine Textilien für Herren vorhanden. – Nach dem Tod von Willy Stasch führte sein Sohn Eckhardt mit seiner Frau das Geschäft in der Bahnhofstrasse bis heute erfolgreich weiter.
Ergänzung von J. Behn im Februar 2022:
Soweit ich weiß, ist der Besitzer Stasch korrekt. Aber es war bis vor 1960 kein Geschäftshaus, ich habe von meiner Geburt an bis etwa 1960 in dem Haus gewohnt, es wurde 1960 abgerissen und es entstand ein Geschäftshaus, das bis heute steht. Es gibt ein Bild des Hauses wohl aus den 1950er Jahren, als gerade der Schützenverein vorbeizog. Im Rahmen der damaligen Wohnraum-Bewirtschaftung war ein großes Zimmer, vorne links, an eine Flüchtlingsfamilie mit zwei Kindern abgegeben.
Bahnhofstraße 5 – 1960 (Archiv J. Behn)
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