Quelle:

Text: Kurt Ernst, Manuskript: StadtA BB, A03, A2218-2015/049, Veröffentlicht: (in gekürzter Form) im „Blickpunkt“ am ?);

Die dargestellten Beiträge Dritter dienen der Erleichterung einer weiteren Recherche. Wir empfehlen die Sachverhalte und insbesondere Datumsangaben und Namen immer zu überprüfen.

Vom bunten Leben im 19. Jahrhundert in Bad Bevensen – Bevenser Gewerbebetriebe

Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Ort Bevensen für die sich ausbreitenden Gewerbebetriebe zu klein. Deshalb siedelte man sich an der Bahn auf der Güterbahnhofseite westlich der Stadt an.

Bevensen wird von einigen kleineren Bergen umgeben, zu denen auch der „Patzberg“ – heute Pathsberg gehört. Der Weg über die Schienen mit den Schranken war für die Pferdefuhrwerke schwer zu nehmen, da die Bahnschranken bis zu einer halben Stunde geschlossen sein konnten. Deshalb kam nur der Feldweg hinter der Bahnüberführung in Frage.

Es war der heute noch benutzte Weg, der von der Ebstorfer Str. hinter der Bahnüberführung abgeht. Es war ein üblicher Feldweg, der heute asphaltiert ist, aber seinen Charakter wie ein Feldweg behalten hat und seitlich einen Wassergraben aber keinen Fußweg enthält. Dieser Weg war zuerst die Güterstraße, aber seit einigen Jahren kommt man über die Verladestraße zum Pathsberg, Leider ist diese für Fußgänger – ob mit oder ohne Kinderwagen – immer noch nicht optimal zu benutzen.

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Der Pathsberg hat sich sehr gut entwickelt. Als erster baute 1907 der Zimmermeister Klatz seinen Betrieb mit Wohnhaus und Büro auf.

Späterhin wurde die Zimmermeisterei in den Eppenser Weg verlegt.  Aber vorher gelangte man zur Fuhrwerkswaage an den Gleisen. Das dazu gehörige Haus war bis Anfang der 70er Jahre noch von einigen Familien und Einzelpersonen bewohnt, bis es abgerissen wurde. Bemerkenswert ist, dass die Firma Klatz auch mehrere Brücken in Bevensen über die Ilmenau gebaut hat, wie auch das 2. Heliandskreuz, da das erste nicht lange gehalten hatte.

Der Landwirt Erbe hatte sich am Sasendorfer Weg wirtschaftlich optimal eingerichtet. Er bewohnte ein großes gepflegtes Fachwerkhaus, das auch heute noch in gutem Zustand ist. Heute ist dort auch die Viehverwertung untergebracht. Der Landwirt Erbe hatte auf seiner Plantage in großer Menge Apfelbäume, ein Teil davon steht auch heute noch. Das Pflückobst verwertete er in seiner Fruchtsaftpresse zu Fruchtsaft. Gleichzeitig betrieb er auch eine Obst- Weinhandlung. Das Fallobst überließ er den Vögeln. – Er veranstaltete bis 1939 an jedem 15. Januar einen „Apfelball“ im Hotel „Stadt Hamburg“. Dieser Ball war ein beliebtes gesellschaftliches Ereignis. Die Teilnehmer wurden gebeten in Abendkleidung zu erscheinen die Männer im Smoking.

Ein weiteres Wirtschaftsunternehmen gehörte dem Holzhändler Oltrogge, dieser besaß am Sasendorfer Weg sein Wohnhaus mit Büro. Sein Langholzlager war am Pathsberg in Gleisnähe. Sein normales Holzlager war am Pathsberg an der Jahnstraße. Der Pathsberg wurde interessanter, so baute Reimers an der Ecke Am Pathsberg – Sasendorfer Weg ein Lager, das er später der Firma Bullrich-Salz zur Fabrikation überließ. Leider wurden diese Räumlichkeiten für die Firma Bullrich-Salz zu klein, so daß diese ins Hessenland umsiedelten.

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Später kaufte der wohl allen bekannte Baustoffhändler Mölders das gesamte Gelände. Auch der Firma Mölders wurde dieses Gelände zu klein, weshalb diese ins Gewerbegebiet Am Fliegenberg umzog. Auch das frühere Holzlager an den Gleisen kam weg. Stattdessen wurde ein kleines Getreidesilo vom Bevenser Saatbau erstellt, das später der Ebstorfer Saatbau erwarb und vergrößerte, damit es den heutigen Bedürfnissen entspricht.

Im Laufe der Zeit gewann der Pathsberg noch mehr an Interesse, so entstand auch am Anfang des Pathsberges – Ecke Sasendorfer Weg der Gasthof „Zur Eisenbahn-, der auch heute noch als Griechisches Restaurant „Apollo“ mit Erfolg bewirtschaftet wird.

Die Wohnhäuser für Viehhändler Meyer und Gerstenkorn wurden am Sasendorfer Weg gebaut. So wurde der Pathsberg bis zur Jahnstraße weiter besiedelt. Am Pathsberg / Ecke Jahnstraße befindet sich seit 1936 das Wohnhaus der Familie Alpers, dessen Sohn, Lehrer Alpers, heute noch dort wohnt. Vielen Bevenser ist er von deren Schulzeit als ihr Lehrer in guter Erinnerung…

Die westliche Grenze vom Baugebiet Am Pathsberg ist die Jahnstraße. Die Jahnstraße war auch ein Feldweg, der an seiner Ostseite teilweise bebaut und mit einem Fußweg versehen war. Dieser Fußweg war die Zufahrt zum neu entstandenen Gewerbegebiet Fliegenberg. Die Jahnstraße war bis 1937 im Einwohnerverzeichnis nicht aufgeführt, aber wurde später für das neue Gewerbegebiet zu einer wichtigen Straße, die an der Ecke zum Sasendorfer Weg ein Ärztehaus hatte. An der Westseite der Jahnstraße waren Felder, an deren Ränder Mirabellenbäume standen, deren Früchte oft zum Ärger von einigen Anwohnern von Kindern abgeerntet wurden. In den 80er Jahren wurde die Jahnstraße passend für Lastwagen ausgebaut und erhielt auch einen breiten Fußweg. Über die ganze Länge wurden von Gärten umgeben Wohnhäuser gebaut. Spätere Hausbesitzer waren mit dem Lastwagenverkehr nicht einverstanden und erreichten ein Verbot des Durchgangsverkehrs für Lastwagen. Dafür musste der Lastwagen verkehr in die 1963 nicht entsprechend ausgebaute Straße Am Pathsberg ohne Einwilligung der dortigen Einwohner umgeleitet werden.

Die Bewohner des Pathsberges pflegen sehr die Nachbarschaft, entstanden durch das seit 22 Jahren im Sommer stattfindende Sackgassenfest, einem Nachbarschafts-Straßenfest. Durch die in der Gemeinschafts-Kasse angesammelten Gelder war es möglich, eine Linde zu pflanzen und eine Bank dazu aufzustellen. Bei geselligem Beisammensein wurde die Linde von einem jungen Mann aus dem südlichen Chile eingepflanzt, der Jahre zuvor als Austauschschüler in Bevensen weilte. Auch in diesem Jahr ist ein Sackgassenfest geplant, höchstwahrscheinlich zum Ende der Großen Ferien. Dieser Bericht schildert den Werdegang des Pathsberges mit seinen Bewohnern und auch Betrieben, die insgesamt ein interessanter Teil der Stadt Bevensen darstellen.

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