Chronik des Stadtarchivs Bad Bevensen

Teil 2
2000 – 2013

„Ideengeber, Insprationsquelle, Materialsammler – all das ist Heinrich Bergel in den vergangenen Jahren für die „Bevenser Geschichte(n)“ hier im Blickpunkt gewesen.“ schrieb Janina Fuge einst über Heinrich Bergel. Und das war er in der Tat. Leider gibt es (noch) keine vollständige chronologische Übersicht über das vielseitige Wirken dieses Mannes für seine Stadt. So sei hier eine kleine rückblickende Betrachtung erlaubt. Nebenbei bemerkt war er nicht der erste und auch nicht der letzte Archivar der nicht in der Region geboren wurde – Bergel verschlug es als Flüchtlingskind nach Bevensen. „Über Jahrzehnte war er als Schlagzeuger für den Beat in unterschiedlichen Jazz-Bands verantwortlich, Louis Armstrong und die Musik der 50er Jahre sind „sein Ding“; vier Jahre lang saß Bergel in der „Kunstkommission des Landkreises“, einer einmaligen kulturfördernden Initiative in den 80er Jahren, und auch für die katholische St. Joseph-Gemeinde hat er sich ins Zeug geworfen“ so Fuge. Über 40 Jahre saß er im Kulturausschuss, den er selbst 16 Jahre leitete und dabei viele Ideen einbrachte. Hauptberuflich war Bergel jedoch im gehobenen Dienst der Deutschen Post tätig. Genau genommen über 43 Jahre, bevor er gleich am ersten Tag seiner Pensionierung sein Ehrenamt im Stadtarchiv antrat. Annähernd 4 Jahre darauf, nach dem Ausscheiden von Prof. Dr. Willi Mante, übernahm Bergel das Archiv.  Sein Wirken in den folgenden Jahren wird durch einen Artikel über seine Verabschiedung verdeutlicht:

Bevenser Nachrichten (Ausgabe 05/2013; Seite 11; Jürgen Schliekau)

»Kulturpapst«, »ein kulturelles Schwergewicht«, »Kulturtausendsassa«; die Anwesenden sparten wahrlich nicht mit Superlativen, als Stadtarchivar Heinrich Bergel im Rahmen einer Feierstunde nun in den (vorläufig?) endgültigen Ruhestand verabschiedet wurde.

Und in der Tat hat der mittlerweile 79-Jährige sich Verdienste um seine Heimatstadt erworben wie wohl kaum ein Zweiter. Das meiste davon dürfte vielen Menschen gar nicht bekannt sein, denn laute Worte um seine Arbeit waren seine Art nicht. Die vergangenen 17 Jahre wirkte er im Keller, in des Wortes wahrstem Sinne. Gleich am Tag nach seiner Pensionierung als Postamtmann trat er seine Ehrenamtsstelle im Archiv der Stadt Bad Bevensen an. Vier Jahre baute er, der sich selber damals noch als »Lehrling« sah, das Archiv im Keller des Rathauses gemeinsam mit seinem Vorgänger Prof. Dr. Mante aus. So legten sie den Grundstein für ein öffentliches Archiv, welches in Gemeinden vergleichbarer Größe seinesgleichen lange suchen dürfte. Weitere 13 Jahre leitete er nach dem Ausscheiden Prof. Mantes dieses Archiv; eine Führungsposition, um die er sich nicht gerissen hatte, die ihm jedoch zufiel und die er mit gewohntem Engagement ausfüllte. Ständige Begleiter in den vergangenen Jahren waren seine beiden Mitarbeiter Frau Juliana Delgado und Herr Klaus Kablau und, bis zu seinem Ausscheiden, Herr Klaus Schniewind, die, wie Bergel sich ausdrückte, linke und rechte Hand zugleich waren und ohne die das Archiv in seinem heutigen Zustand kaum vorstellbar wäre. Woche für Woche hat Heinrich Bergel das Archiv von montags bis freitags durchschnittlich vier Stunden täglich für alle Menschen geöffnet gehalten, erst im Jahr 2012 wurden die Öffnungszeiten auf drei Tage pro Woche reduziert. Dabei war es nicht nur die Arbeit im Keller, die ihn beschäftigte, sondern darüber hinaus die Forschung in und bei Familien und Vereinen mit ihren Archiven und Schätzen der Vergangenheit. Einen ungeheuer anmutenden Wissensschatz über Bad Bevensen hat Bergel mit seinen Mitarbeitern zusammengetragen und viele Dinge, die sonst in Vergessenheit geraten wären, aufgearbeitet und niedergeschrieben Auch mehrere Bände der Schriftenreihe des Stadtarchivs stammen aus seiner Feder.

Das Stadtarchiv, welches zwischenzeitig – bis zur Fusion – auch als Verwaltungsarchiv der Samtgemeinde fungierte, kann heute auf einen riesigen Fundus an Bildern, historischen Dokumenten und Verwaltungsbelegen zurückgreifen und interessierten Bürgerinnen und Bürgern behilflich sein, in vielen Fällen sogar noch etwas über das eigene Anwesen und seine Entstehung zu erfahren. Im Rahmen eines Vertragsverhältnisses haben auch verschiedene Vereine der Stadt ihre historischen Unterlagen zum Archiv gegeben, um sie für die Zukunft zu bewahren. Bürgermeister Martin Feller fand in seiner Würdigung mehr als lobende Worte für das Wirken Heinrich Bergels und führte einige Punkte auf, die das Gesamtbild des Kultur-Enthusiasten abrundeten. Auch Kulturausschussvorsitzender Jürgen Schliekau ging in seiner durchaus persönlich gefärbten Laudatio auf das Wirken und vor allem die Nachhaltigkeit desselben ein und bedauerte das Ausscheiden Bergels, denn »mit ihm geht ein Mann mit vielen Kenntnissen, die andere sich mühevoll erarbeiten müssen.«

Für die Nachfolge ist natürlich gesorgt, denn mit Tino Wagner, der selber historisch hochaktiv ist und Forschung betreibt, ist eine adäquate Lösung gefunden worden. Nur die Öffnungszeiten werden sich verändern, da Wagner auch noch berufstätig ist. Alle Anwesenden waren sich jedoch sicher, dass Tino Wagner, der auch das Buch »Zeitsprünge – Bad Bevensen« verfasst hat und aktiv im Verein »Historisches Bevensen e. V.« mitwirkt, diese Aufgabe mit der ihm eigenen Gründlichkeit ausfüllen und so gemeinsam mit Frau Delgado den Fortbestand des Archivs sichern wird. Heinrich Bergel kann nicht genug Dank gesagt werden für 17 Jahre ehrenamtliches und für die Stadt kostenloses Engagement. Eines wird wohl noch lange in den Köpfen der Bevenser bleiben: Die Verknüpfung »Heinrich Bergel – Stadtarchiv«. Eine, wenn auch kleine, Anerkennung für sein Wirken.

Schließen wir diese kleine Zusammenfassung mit Janinas Worten: „Es bleibt die Frage: Was macht der Bergel eigentlich jetzt? Er wirkt. Vielleicht nicht mehr so direkt – aber indirekt durch das, was er angestoßen hat. Und wer weiß? Vielleicht erscheint früher oder später noch eine neue Arbeit in der Schriftenreihe des Stadtarchivs aus seiner Feder. Zuzutrauen wäre es ihm – und zu wünschen wäre es Bevensen.“