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TEXT: TINO WAGNER, VERÖFFENTLICHT: IM „BLICKPUNKT“ IM Juni 2018.

Aus der Geschichte des Jugendzentrums

Das Bevenser Jugendzentrum, zwischen dem Rathaus und der Fritz-Reuter-Schule gelegen, glänzt nicht gerade durch architektonische Besonderheiten. Anfang der 50er Jahre spielte dies keine Rolle – ein Gebäude, aus der Not geboren. Rund 1500 Schulkinder büffelten Ende der 40er Jahre in der Volks- und Mittelschule Bevensen. Die vollbesetzten 20 Klassen der Volksschule und 12 Klassen der Mittelschule verfügten indes nur über 17 Klassenräume, was einen „Schichten-Unterricht“ unvermeidlich machte. Einige Jahrzehnte zuvor sah es dagegen sehr vielversprechend aus: Als die am Bahnhof gelegene Schule 1910 eingeweiht wurde, gab es rund 300 schulpflichtige Kinder. Der Architekt und die Fleckensvertreter hatten vorausschauend geplant, großzügig gebaut und damit Rücksicht auf anwachsende Schülerzahlen genommen. Dass der Bau den späteren Bedürfnissen in krisengeschüttelter Zeit dennoch nicht gerecht werden könnte, war zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht abzusehen. Evakuierungen und Flüchtlingsströme der Kriegs- und Nachkriegszeit führten zu einem massiven Anstieg der Schülerzahlen und schnell machte sich der räumliche Mangel bemerkbar. Nur dem unermüdlichen Einsatz des Gesamtschulverbandes war es zu verdanken, dass die Schule relativ schnell erweitert werden konnte. Unter dem Vorsitz des ehemaligen Lehrers Warnecke gelang es dem Verband, alle Schwierigkeiten finanzieller Art zu überwinden und die Planungen voranzutreiben. Am 17. April 1950 konnte südöstlich der Schule der Grundstein für einen kleinen Neubau gelegt werden.

Eine Abschrift der damals eingemauerten Urkunde kann im Stadtarchiv Bad Bevensen eingesehen werden. Neben den seinerzeit tätigen Lehrkräften werden auch die am Bau beteiligten Bevenser Handwerksbetriebe genannt. Der Pausenhof verkleinerte sich durch das Gebäude erheblich, aber auch dafür gab es eine Lösung: „Deshalb wurde von dem Bauern Benecke das angrenzende Gartenland erworben, so daß der Schulhof so geräumig wird, daß er auch als Sportplatz benutzt werden kann“, berichtete die Allgemeine Zeitung wenige Tage später. Noch vor dem Ende der Sommerferien konnte das lange herbeigesehnte Gebäude fertiggestellt werden. Zahlreiche Eltern, Kinder und Lehrkräfte erschienen zur feierlichen Einweihung am 4. August und lauschten der Eröffnungsrede des Superintendenten Martin Stünkel.

Girlanden aus Rainfarn, Ebereschenzweigen und sommerliche, duftende Blumen schmückten die Außenmauern, davor stand das Pult für die Redner. In seiner Ansprache bezeichnete Rektor Willi Langenberg den Tag der Einweihung als einen Markstein in der Geschichte der Bevenser Schule. Langenberg sprach der Stadt und dem Gesamtschulverband seinen Dank aus für den Mut und die Verantwortungsfreudigkeit, in diesen Zeiten finanzieller Not einen solchen „prächtigen Flachbau“ auszuführen. Er ermahnte die Kinder, das Gebäude als Geschenk der Stadt und der Eltern in Ehren zu halten. Lehrer a.D. Warnecke überreichte Langenberg den vom Architekten empfangenen Schlüssel. Bei der anschließenden Führung durch den Schulneubau gab es allerlei zu bestaunen: Acht Klassenräume von jeweils 52 qm Größe boten Platz für im Höchstfall 56 Kinder. Davon waren je vier Räume für die Volks- und Mittelschule bestimmt. Hohe Fenster in Naturfachwerkrahmen gesetzt, sollten ganztätig das Tageslicht einfangen und dadurch die Klassenräume erhellen. Sogar eine „neuzeitliche Heizanlage“ war vorhanden: raumsparende Flachrohrheizungskörper, von denen einer ständig heizte und die anderen reguliert werden konnten.

Nun blieb die Zeit auch in den folgenden Jahrzehnten nicht stehen. Auf dem einstigen Schulhof parken heute Autos und das frühere Schulgebäude dient als Rathaus. Nur der 1950 eingeweihte Neubau kommt auch heute noch der Jugend zugute – als gutbesuchtes Jugendzentrum. Musik machen, gemeinsam kochen, Tischtennis spielen oder einfach nur austauschen. Ein Angebot das die Jugend annehmen sollte – mit den Worten von Rektor Langenberg ausgedrückt: „Dieses Haus ist euer Haus.“

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