Hinweis:

Zeitzeuge: Friedrich Wilhelm Kersting;

Es erreichte uns eines Tages per kindlicher Buschtrommel die ungeheure Neuigkeit in unserem täglichen Spielalltag, daß zwei britische Panzer auf einem Acker am Wege zwischen dem Kinderheim (Ebstorfer Straße) und Sasendorf standen. Nichts wie hin! Und da waren sie, die beiden großen grünen Ungeheuer. Wäsche auf dem Geschütz und Lagerfeuer mit einer ziemlichen Menge dicker Speckstücken in der Pfanne. Die und die Eier hatten die britischen Soldaten mit den Baretts und der Maus auf dem Ärmel bei Sasendorfer Bauern gegen Schokolade getauscht. Einige der Panzersoldaten reparierten gerade die Kette eines der Fahrzeuge. Ausgetauschte Kettenglieder lagen in der Nähe herum. Wir Kinder wußten natürlich sofort, daß diese Dinger zu Geld zu machen waren. Als alle Soldaten aßen, zerrten wir diese mit vereinten Kräfen in einen Busch.

Am Morgen zeugte nur noch der Flurschaden von der Anwesenheit der Engländer. Die Kettenglieder lagen noch in unserem Versteck. Mit unserer „kriminellen Energie“ warteten wir noch einige Tage. Daß das rein rechtlich ein ganz normaler Diebstahl war, kam uns nicht in den Sinn. Es war nicht richtig, das wußten wir schon. So, nun mußten wir die Dinger aber auch noch abholen. Ein Spielgefährte besorgte einen Handwagen. Der ächzte und stöhnte ob des Gewichtes der Kettenglieder. Aber er hielt. Ein damaliger Schrotthändler am Beginn der Klein Bünstorfer Straße zierte sich anfangs mächtig, murmelte was von verboten, nahm die Ladung aber dennoch an. Gegen irgendwie eine Mark dreißig. Das Geld spendeten wir unserer Klassenkasse für einen geplanten Schulausflug nach Lüneburg. Und den durfte ich mütterlicherseits leider noch nicht mal mitmachen.

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