Quelle:

TEXT: KURT ERNST, MANUSKRIPT: STADTA BB, A03, A2218-2015/049, VERÖFFENTLICHT: IM „BLICKPUNKT“ AM 24. Mai 2002.
DIE DARGESTELLTEN BEITRÄGE DRITTER DIENEN DER ERLEICHTERUNG EINER WEITEREN RECHERCHE. WIR EMPFEHLEN DIE SACHVERHALTE, INSBESONDERE DATUMSANGABEN UND NAMEN IMMER ZU ÜBERPRÜFEN.

Ihr Fell gerbe ich!

Der Kürschnermeister Jahns in Uelzen hatte ein sehr florierendes Geschäft für Hüte, Mützen und Pelzwaren in der Gudesstrasse 22. Er hätte gern auch – wenigstens einen Teil – Rohfelle selbst bearbeitet, die er für diverse Pelzwaren benötigte.
Auch Leder wurde in Uelzen immer mehr gebraucht. Da erfuhr er, dass die Erben des Schlachtermeisters Gottlieb Soltwedel ein Grundstück in Bevensen, in der Brückenstrasse direkt an der Ilmenau gelegen, verkauften. Dieses Grundstück an der Ilmenau war für eine Lohgerberei optimal
geeignet.

Lohgerberei Jahns – Postkarte gelaufen 1904
Durch Christian Jahns wurde das Grundstück voll umgerüstet. Der Bau am Nordende des Grundstücks wurde zur Lohgerberei für alle anfallenden Felle entsprechend eingerichtet. Im Hof wurden Löcher für Röhren in den Erdboden gegraben, in denen wurde die Lohe aus der Lohmühle zusammen mit Wasser eingefüllt.
Dafür wurde aus Lohmühlen die Grundsubstanz, die Lohe, bezogen. Für die Lohe verwendeten die Lohmühlen gefällte Eichen und Buchen, deren Rinde abgeschält, zerkleinert und sehr gründlich getrocknet wurde. Danach wurde in der Lohmühle die Rinde in mehreren Mahlgängen zu „Mehl“ gemahlen. In den Röhren im Hof wurde diese Lohe mit Wasser angesetzt.
Nach einigen Tagen war die „Lohe“ zum Gerben geeignet. Je nach Fellsorte musste die Lohe verschieden stark konzentriert sein. Es bestand auch die Möglichkeit, dass jeder privat für seine Felle die Gerberei in Anspruch nahm.
Die Ilmenau-Nähe war für die Gerberei von besonderer Wichtigkeit, da nach dem Gerben die Felle und das Leder sehr sorgfältig gewaschen und ausgespült werden müssen. Diese Arbeiten wurden in der Ilmenau ausgeführt. Es konnte vorkommen, dass ein Fell mit der Strömung in der Ilmenau davon schwamm. Mit dem Boot, von dem aus das Waschen erfolgte, gelang es meistens, den Ausreisser wieder
einzufangen. Man musste aufpassen, dass einem die Felle nicht weg schwammen. Der Sohn Christian II übernahm nach dem Tode des Vaters die Lohgerberei. Er nutzte die Nähe der Ilmenau für seine Zwecke noch weiter aus. Er schaffte ein Ruderboot an und stellte es den Einheimischen und Feriengästen günstig zur Benutzung zur Verfügung.
Die Tochter Sophie des Gründers der Lohgerberei heiratete den Lehrer Hermann Alpers aus Ellringen bei Dahlenburg. Sein Sohn, Gerhard Alpers, ist fast allen Einheimischen sehr gut bekannt, da er als Lehrer in der Schule in der Lindenstrasse viele jungen Schüler unterrichtet hat und fast allen bekannt war.  […]
Die Lohgerberei wurde nach dem Tode des Gründers von seinem Sohn weitergeführt bis dieser eingezogen wurde, und leider 1918 im Krieg fiel. Deshalb übernahm die Frau des Gründers, geborene Germeck, die Gerberei. Sie führte diese bis 1926 weiter. In dieser Zeit nahm der Kundenanteil, der Felle für eigene Verwendung gerben liess, etwas zu.
Die Gerberei wurde nach ihrem Tode von der Frau des gefallenen Sohnes, geb. Martha Tepper, weitergeführt. 1960 verkaufte sie alles an die Stadt Bevensen. Durch Abriss der Gerberei-Gebäude entstand Platz für die erste Kurverwaltung. Leider wurde diese durch den beginnenden Bäderbetrieb bald zu klein. Das gesamte Grundstück wurde nun an privat verkauft, und es entstanden auf diesem Gelände Wohnungen, Läden und ein Cafe mit Terrasse zur Ilmenau.
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