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TEXT: TINO WAGNER, VERÖFFENTLICHT IM „BLICKPUNKT“ MAI 2018

Bevenser Geschichte(n): 1970 wurde der Naturlehrpfad „Rießel“ in Medingen eröffnet.

Waldspaziergänge sind wahrlich Balsam für die Seele: die frische Luft und das satte Grün erfrischen und beleben. In den weiten Wäldern können Naturliebende Erholung finden, mit feinem Gehör dem Ruf der gefiederten Bewohner lauschen und ganz nebenbei das Immunsystem, Herz und Psyche stärken. Abschalten und Auftanken − völlig kostenlos.

Vor nunmehr fast 50 Jahren beschloss das Forstamt Medingen einen abwechslungsreichen Waldlehrpfad anzulegen. Durch begleitende Erklärungen sollte das Interesse an der Natur geweckt und Wissen über die heimische Tier- und Pflanzenwelt vermittelt und erhalten werden.

In diesem Plan ruhte auch die Hoffnung, den Aufenthalt der Gäste in Bevensen und Medingen noch angenehmer zu gestalten: Eins mit der Umwelt werden und Ehrfurcht vor dem Leben haben. Die Dinge bewusster wahrnehmen, an denen man sonst achtlos vorbeigeht, denn schon der Dichter Goethe stellte fest: „Man sieht nur, was man weiß.“ Mit Unterstützung der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, der Gemeinde Medingen und der Stadt Bevensen konnte schließlich der erste Naturpfad im Landkreis Uelzen entstehen. Auch der Verkehrs- und Verschönerungsverein Bevensen-Medingen war beteiligt und unterstützte das Projekt bereits in der Entstehungsphase.

Oberforstmeister Dr. Kay von Wedel vor dem großen geschnitzten Eingangsschild. (Foto in: Vom Plan zur Wirklichkeit 1968-1972, Buchdruckerei Schliekau)

Erklärende Broschüren mit dem Titel „Wegweiser durch den Naturpfad Rießel“, waren im Forstamt Medingen, bei der Kurverwaltung und im Hotel „Vier Linden“ zu haben. Am 10. Juli 1970 war es so weit. Landforstmeister Alpers eröffnete den 3,5 Kilometer langen Naturpfad „Rießel“ mit einem zünftigen Axthieb, der ein mit Eichenlaub geschmücktes Absperrband durchtrennte. „Alle Menschen sind Gäste des Waldes, wenn sie es denn wollen“, betonte Alpers. In Zeiten zunehmender Umweltverschmutzung auch nachdenklich stimmende Worte. Oberforstmeister Dr. Kay von Wedel dankte den beteiligten Helfern, insbesondere dem Forstamtmann Ziebell, Oberförster Felsberg und dem Forstamtsangestellten Schütte. Das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen: Insgesamt präsentierten sich 32 Objekte aus der Forst- und Landwirtschaft, der Natur und der Geschichte. Darunter Bäume und Sträucher, aber auch Lehmkuhlen − aus denen die Menschen früher den Lehm für die Hausbauten entnahmen −, Nistgelegenheiten und eine 1860 gepflanzte Weißtanne. Selbst Hochäcker aus dem 14. Jahrhundert reihten sich als Lehrstück ein: Ackerflächen, die vor langer Zeit aufgegeben und aufgeforstet wurden. Oberforstmeister von Wedel führte nach der offiziellen Eröffnung durch den Naturpfad und erläuterte den Gästen die einzelnen Stationen. Anschließend ging es zur Feier ins Hotel „Vier Linden“.

Der Waldlehrpfad fand großen Anklang. Nur einen Monat später hatten sich bereits 500 Naturfreunde auf den gut einstündigen Rundgang begeben. Auch die Begleitbroschüre war vergriffen und musste neu aufgelegt werden.
In den Folgejahren wurde der Pfad stetig ergänzt. So kamen beispielsweise Trittsiegel heimischer Wildtiere und Granit-Findlinge mit bronzezeitlichen Nutzungsspuren dazu, in der Nähe ehemaliger Hügelgräber. Bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1993 sorgte Eduard Felsberg liebevoll für die Instandhaltung.  Später geriet die Pflege in den Hintergrund. „Um 2000 war wohl kaum noch etwas im ursprünglichen Zustand“, bedauert der heute 90-jährige Dr. Kay von Wedel. Aber auch ohne Erklärungen ist der reizvolle Rießel einen Ausflug wert. Versuchen Sie es, es gibt viel zu entdecken!

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