Quelle:

Text: Kurt Ernst, Manuskript: StadtA BB, A03, A2218-2015/049, Veröffentlicht: im „Blickpunkt“ …?;

Die dargestellten Beiträge Dritter dienen der Erleichterung einer weiteren Recherche. Wir empfehlen die Sachverhalte und insbesondere Datumsangaben und Namen immer zu überprüfen.

Papier mit einer markanten blauen Färbung

Der blaue Brief ist heute in fast aller Munde. Was hat er eigentlich für eine Bedeutung? Viele erinnern sich vielleicht in diesem Zusammenhang an die Schulzeit . Ein „blauer Brief“ , der gar nicht blau aussah, kam per Post nach Hause und bedeutete jedes mal Ärger, sei es ein Tadel wegen eines groben Schnitzers in der Schule oder die Verwarnung mit dem Hinweis auf die Gefahr des Sitzenbleibens. Manche bekamen auch einen blauen Brief per Einschreiben, der dann oft die Kündigung enthielt

Wie es zum „blauen Brief“ kam, war folgendermaßen: Als 1813 der große „europäische Krieg“ unter Napoleons Leitung nach der Völkerschlacht bei Leipzig endlich beendet war, benötigten die deutschen Fürsten in ihren Staaten wesentlich weniger Soldaten, weshalb viele ausgezogene Uniformen nicht mehr benötigt wurden. Damals waren die Uniformen nicht feldgrau oder grün, sondern alle waren blau. Einem anderen Verwendungszweck konnte man sie nicht zuführen. Um sie auf Lager legen zu können, waren es zu viel . Daher musste eine andere Verwendung gefunden werden. Zu der damaligen Zeit wurde Papier noch aus Lumpen und Hadern gemacht. Erst um 1865 wurden andere Rohstoffe für die Papierherstellung verwandt.

In der Zeit nach 1813 gab man darum die nicht benötigten Uniformen zur Papierherstellung . Die Papierfabriken zerkleinerten die Uniformstoffe sehr stark, und es gelang ihnen, daraus Papier herzustellen . Trotz größter Mühe behielt das Papier einen blauen Schein. Die Fürsten hatten damit gerechnet, dass die Zeitungen und die Geschäftsleute das Papier verwenden würden. Aber diesen war das Papier nicht gut genug, sie wollten nur weißes Papier haben. Die Fürsten blieben auf ihrem blauen Papier “ sitzen “ , es konnte nicht verkauft werden.
Daher mussten die Fürsten es selbst als Briefpapier verwenden. Ein Brief vom Fürsten bedeutete damals meistens nichts Gutes. Der Fürst hatte immer Forderungen und unangenehme Erlasse, und brachte dem Empfänger des blauen Briefes Kummer. Diese blauen Briefe gingen nicht nur an einzelne Empfänger, deshalb wurden sie gedruckt und an allein Frage kommenden Gerichte und Behörden usw. versandt.

blauer-brief
Der vorliegende Brief vom 12. Oktober 1816 – ausgefertigt in Stade – wurde versandt vom Königl. Grossbrit. Hannoversche Provinzial-Regierung für die Herzogthümer Bremen und Verden und das Land Hadeln. In dem Brief – enthaltend auf 3 Seiten Text – werden bei Strafandrohung alle Deserteure aus der Zeit der Napoleonischen Feldzüge aufgefordert, zurück zu kommen, sonst werden sie ausgeliefert mit allen Folgen. Waffen, Pferde und Mondierungsstücke werden unentgeltlich ausgeliefert. Wer auf Bremer Gebiet vor dem 1sten Januar 1815 Bürger geworden ist und dort geheiratet hat, wird nicht ausgeliefert.

Dies war einer der ersten blauen Briefe gewesen.  Heute sind sie einfacher gehalten, sind aber nicht beliebter geworden, bereiten sie doch in den meisten Fällen auch Kummer und Ärger.

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