Archivmaterial aus 40 Jahren Städtepartnerschaft zwischen Bad Bevensen und Demmin lagert jetzt in der Hansestadt. Der Demminer Garnisonsverein will es weiter pflegen. Bei der Sichtung sind bereits besonders spektakuläre Bilder aufgetaucht.

Von Karsten Riemer – Nordkurier am Wochenende, 29./30. Juni 2019

DEMMIN. Auf dickem, vergilbtem Fotopapier reckt sich die Demminer St. Bartholomaei-Kirche in Richtung Himmel. Ein gewohnter Anblick für die Hansestädter, zählt das Gotteshaus doch zu den Wahrzeichen der Stadt. Die alte Fotografie, welche jetzt den Weg zurück an den Ort ihrer Entstehung gefunden hat, ist dennoch etwas ganz Besonderes.
Viele Jahre lag das Bild in einer Kiste des Archivs der niedersächsischen Kleinstadt Bad Bevensen. Die Stadt in der Lüneburger Heide und die Hansestadt Demmin verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. „Die Städtepartnerschaft ist etwas eigentümlich zustande gekommen“, sagt Karsten Behrens vom Demminer Garnisonsverein. Vor gut 40 Jahren stimmten die Bad Bevenser Stadtvertreter einer Patenschaft zu. Doch nicht etwa für die Stadt Demmin an sich, sondern zunächst für die ehemaligen Hansestädter, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Westdeutschland umgesiedelt waren.

Ziel war es „eine Heimstatt für freiheitliche, persönliche Begegnungen sowie Hort zur Pflege des Kulturgutes und Brauchtums“ zu schaffen, wie es in einer Broschüre zum zehnjährigen Patenschaftsjubiläum heißt. Ab 1979 folgten dann jährliche Treffen der Exil-Demminer in Bad Bevensen. Um die Verbundenheit auch nach außen sichtbar zu machen, wurden fünf Jahre später eine Allee und ein Eichenhain nach der Hansestadt benannt. Aus alten Zeitungsartikeln lässt sich entnehmen, dass mehr als 300 ehemalige Demminer an den zugehörigen Feierlichkeiten teilnahmen.
Historische Stücke kommen in gute Hände „Seit einigen Jahren gibt es allerdings keine Treffen mehr“, so Behrens. Auch die Nachfrage nach Informationen sei inzwischen erloschen. Doch im Laufe der Jahre hat sich in der Kleinstadt in Niedersachsen ein immenser Fundus über Demmin und seine Bewohner angesammelt. „Das Archiv sollte an einen Ort, wo das Material weiter gepflegt wird“, sagt Behrens. Da es in Demmin weder ein Stadtarchiv noch ein Museum gibt, hat sich jetzt der Demminer Garnisonsverein dieser Aufgabe angenommen.
Neben Postern, Broschüren und Bildern der Patenschaftstreffen fanden sich auch Zeichnungen und Fotografien in den Archiv-Kisten. „Bei der Sichtung haben wir festgestellt, dass darunter das vermutlich älteste erhaltene Foto von Demmin ist“, erklärt Behrens. Die Jahreszahl 1885 ist auf dem Bild der St Bartholomaei-Kirche vermerkt. „Doch eigentlich ist das Bild schon von 1877″, ist Behrens überzeugt. Es gebe in den Unterlagen Textpassagen, die das belegen würden. Auch ein Foto des Demminer Bahnhofs, welches aus der selben Zeit stammt, fand sich in den Kisten. Der Bestand aus Bad Bevensen soll jetzt nach und nach digitalisiert werden. An erster Stelle stünden dabei die gesammelten Fotos.

„Vor allem, wenn sie beschriftet sind“, so Behrens. Auch die Broschüren seien von Bedeutung. „Besonders interessant sind Namenslisten von den Treffen“, sagt er. Die Erinnerungen an die Zusammenkünfte und die immense Fülle an Informationen bleiben den Demminern dadurch auch in Zukunft erhalten.

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